Leben mit dem Doppelgänger

Doppelgänger
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Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Erinnerst du dich daran, als du dich das letzte Mal verliebt hast und eine Beziehung eingingst? Du sahst zunächst nur die positiven Seiten des geliebten Menschen. Erst,  nachdem die erste Verliebtheit verflogen war, wurden auch die Schwächen sichtbar.

Wenn man sich verliebt, so richtig mit Haut und Haaren, dann nimmt man das Idealbild des Geliebten wahr. Das liegt keineswegs nur daran, dass der Partner sich von seiner besten Seite zeigt.

Durch die feinstoffliche Verbindung in dieser Anfangsphase einer Beziehung bekommen die Partner eine Ahnung vom sogenannten höheren Ich des anderen. Das höhere Ich verkörpert das Potential; alles, was an Talenten, Eigenschaften und Fähigkeiten angelegt ist, was man mit in dieses Leben gebracht hat.

Im Alltag ist von diesem Idealbild nur ein Teil sichtbar.
Ein Geheimnis langjähriger, guter Beziehungen, in denen die Liebe lebendig bleibt, ist, dass beide Partner das Bild des höheren Ichs des Partners immer wieder erstehen lassen.

Denn nur mit diesem Idealbild im Herzen ist es möglich, mit dem Doppelgänger zu leben.

Der Doppelgänger

Der Doppelgänger ist das Gegenbild des höheren Ichs, das Schattenbild. Der Doppelgänger ist die finstere Seite, die all das Schlechte und Böse beinhaltet, zu der ein Mensch fähig ist. Der Doppelgänger ist normalerweise sehr gut verborgen.
Die wenigsten Menschen wissen um ihren eigenen Doppelgänger. Sie kennen allenfalls einige schlechte Eigenschaften, die sie, wenn sie eine gut entwickelte Moral haben, aber nicht ausleben.

Doppelgänger
Bild von Pixabay

Doch eines Tages, völlig unverhofft, zeigt sich der Doppelgänger des anderen. Es scheint, als ob ein scheussliches Monster von dem geliebten Menschen Besitz ergriffen hätte. Passiert das zum ersten Mal, ist man erschrocken. Nie hätte man gedacht, dass dieser wunderbare, durch und durch gute Mensch derartige Züge hat!

Verständlicherweise beginnt man nachzudenken, ob man sich getäuscht hat im anderen. Ob man sich etwas vorgemacht hat, den anderen viel zu positiv betrachtet hat.

Vielleicht kommt man zu dem Schluss, dass es nur ein einmaliger Ausrutscher war und verdrängt das Erlebnis.
Bis der Doppelgänger das nächste Mal aus dem Schatten tritt.

Jeder hat seinen eigenen Doppelgänger

Unser Doppelgänger ist Teil unserer feinstofflichen Leiber und begleitet uns von der Geburt bis zum Tod. Er entsteht vereinfacht gesagt durch all das, was wir in früheren Leben an bösen Taten angerichtet und noch nicht karmisch  ausgeglichen haben.

Deshalb äussert sich der Doppelgänger individuell. Bei dem einen zeigt er das Gesicht einer alles kontrollierenden Eifersucht und Misstrauen, beim anderen als unbeherrschte Aggression, und so weiter.

Der Doppelgänger in der Beziehung

Seine hässlichen Gesichter findet man in jeder Statistik für Trennungsgründe. Da werden Untreue, Eifersucht, Gewalt angegeben, aber im Grunde genommen ist es fast immer der Doppelgänger, der laut einer Studie der Stanford-University von 2017 bei 60% der Paare im ersten Jahr zur Trennung führt.*

*Nicht berücksichtigt sind Partner aus toxischen Beziehungen. Da die meisten Menschen erst nach längerer Zeit erkennen, dass ihr Partner toxisch ist, und es nur selten schaffen, sich schnell aus einer toxischen Beziehung zu lösen, habe ich hier nur Trennungen im ersten Beziehungsjahr berücksichtigt. Das wirft die Frage auf, ob bei chronisch toxischen Menschen, z.B. bei malignen Narzissten, der Doppelgänger stärker ist als bei anderen? Oder ob der Doppelgänger bei ihnen im Alltagsleben das Ich verdrängt und die Führung übernimmt?

Der Doppelgänger gehört genauso wie das Höhere Ich zum Menschen dazu, folglich auch zur Beziehung.
Zu jeder Beziehung!

Doppelgänger in Gemeinschaften

Je enger man mit anderen Menschen zu tun hat, desto sicherer begegnet man deren Doppelgänger.  Wer Erfahrungen mit dem Leben in einer Gemeinschaft hat, kann ein Lied davon singen!

Ich beschäftige mich seit fast 50 (ja, seit fast fünfzig Jahren – kein Druckfehler!) mit dem Leben in Gemeinschaften.
Mit 15 Jahren kam ich ins Internat, das war die erste Form gemeinschaftlichen Lebens; abgesehen von meiner Familie.
Nach meiner Schulzeit lebte ich einige Jahre in verschiedenen Kommunen, wie Wohngemeinschaften damals genannt wurden. Wenn ich zurückdenke, war das Leben in der Kommune sehr zukunftsweisend. Denn alle lebensnotwendigen Güter wurden miteinander geteilt: Lebensmittel (niemand kaufte nur für sich ein), Geld für Miete und Strom.
(Partner dagegen wurden NICHT geteilt oder getauscht, anders als damals gern behauptet wurde.)

Ich habe nur gute Erinnerungen an diese Zeit. Ernsthafte Krisen oder Auseinandersetzungen gab es nicht! Wir alle waren sehr jung, zwischen 17 und 24.
Nach der anthroposophischen Menschenlehre ist der Mensch erst mit 28 Jahren, nach der Vollendung des vierten Jahrsiebts, richtig erwachsen.

Deshalb denke ich, dass der Doppelgänger sich erst im Erwachsenenalter ernstlich bemerkbar macht.

Seit einigen Jahren ist das Leben in Gemeinschaft als zukunftsweisende Lebens- und Wohnform populär geworden für alle Altersklassen, nicht nur für die ganz Jungen wie Anfang der 1970er. Es gibt Gemeinschaften für jeden Geschmack, sog. Clusterwohnen in WGs, Mehrgenerationenhäuser, Hausgemeinschaften und und und.

Das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens ist so wunderbar, bietet soviel mehr Halt und Vorteile als das Leben in der Kleinfamilie, dass man sich wundert, warum nicht jeder so wohnen möchte. Was hält die Menschen davon ab?
Die sehr berechtigte Angst vor dem Scheitern.

Doppelgänger
Bild von 6335159 auf Pixabay

Die allermeisten Gemeinschaften scheitern oft bereits in der Anfangsphase, wenn es überhaupt zum Zusammenleben kommt. Denn viele gehen schon in der Gründungsphase auseinander!

Das ist das Wirken der Doppelgänger.
Die Mitglieder haben sich näher kennengelernt; sie haben gleiche oder sehr ähnliche Weltanschauungen, stimmen in den wichtigsten Lebensfragen überein; dieselben Ziele verbinden sie. Sie haben gemeinsame, oft sehr hohe Ideale.

Und dann treten nach einer Zeit der fruchtbaren gemeinsamen Arbeit nach und nach die Doppelgänger auf. Meist ruft der erste schnell die anderen herbei, schon prallen mehrere aufeinander und es kommt zu erbittertem Streit zwischen den Mitgliedern, der oft sehr schnell alle hehren Ziele vergessen lässt.
Ich selbst habe das einige Male miterlebt bei Gemeinschaftsprojekten, an deren Gründung ich beteiligt war.

Doppelgänger im Arbeitsleben

Doch nicht nur im mehr oder weniger engen Zusammenleben trifft man auf die Doppelgänger. Sie mischen überall dort mit, wo an gemeinsamen Zielen gearbeitet wird.
Berüchtigt ist das oft entsetzliche Klima in Kollegien von Waldorfschulen  und -kindergärten. Dass die Doppelgänger dort so wüten, liegt daran, dass es in Waldorfeinrichtungen Brauch ist, dass das ganze Kollegium intensiv an den geistigen Idealen der Waldorfpädagogik arbeitet und die Zusammenarbeit der Lehrer und Erzieher im gemeinsamen Bemühen um die Schüler viel enger ist und viel mehr persönliche Nähe entstehen lässt, als es in staatlichen Schulen der Fall ist.

Das gilt natürlich für jede Firma und jede Einrichtung, in der Kollegen eng zusammenarbeiten, Teams gemeinsame Projekte entwickeln oder Arbeit und Privatleben sich vermischen.

Egal ob Paarbeziehung oder Gemeinschaft: Die Doppelgänger sind immer dabei.

Wann immer du nähere Beziehungen zu Menschen eingehst, wirst du unausweichlich mit  deren Doppelgänger konfrontiert.

Der eigene Doppelgänger

Natürlich treffen in jeder Art von Beziehung die anderen ebenso auf deinen Doppelgänger.

Du kennst ihn gut, deinen Doppelgänger. Vielleicht bist du dir dessen nur noch nicht bewusst?

Doch du bist ihm oft begegnet. Du hast dich jedes Mal erschrocken, was da plötzlich aus dir hervorbricht. Das bist du doch gar nicht! Woher kommen diese bösen Worte, die aus deinem Mund fielen, ohne dass du es wolltest? Wie konntest du diese gemeine Tat begehen? Wer hat dir diese Gedanken eingegeben?

Bewusste Menschen und fast alle Hochsensiblen nehmen es wahr, wenn, immer ganz plötzlich und unerwartet, der eigene Doppelgänger erscheint.

Und das ist viel schwerer zu ertragen als der Doppelgänger des anderen!

Das Ertragen des Doppelgängers des Partners (Freundes, Kollegen, Mitbewohners..) ist schwer.

Aber die allergrösste Herausforderung ist es, das Wirken des eigenen Doppelgängers auszuhalten!
Bist du dazu bereit, den anderen deinen Doppelgänger zu offenbaren?
Ist diese Beziehung stark genug, dass du dich traust, deinen Doppelgänger zu zeigen? Oder läufst du davon, bevor du ihn nicht mehr verbergen kannst?

Schatten
Bild von Pixabay

Umgang mit dem Doppelgänger

In langen, guten Beziehungen, in denen die Liebe lebendig bleibt, lassen die Partner das Bild des höheren Ichs des anderen immer wieder erstehen.

Mit diesem Idealbild im Herzen kann man mit dem Doppelgänger recht gut leben.

Liebe zum anderen – und zu dir selbst

Der Doppelgänger ist Teil des menschlichen Äther- und Astralleibes. Er ist ein Teil der Prsönlichkeit!
Nimm ihn an!

Sieh dir deinen eigenen Doppelgänger genau an. Wende dich nicht ab, verschliesse nicht die Augen vor ihm. Der Doppelgänger zeigt dir, was noch unerlöst ist, woran du noch zu arbeiten hast. Aber habe bitte keine Schuld-und Schamgefühle deswegen! Denn Schuldbewusstsein und Scham sollen sich nur auf die Taten in dieser Inkarnation beziehen.

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Wenn du nicht vor ihm davon läufst, wenn du sein Dasein akzeptierst, dann bleibt der Doppelgänger im Schatten und lässt sich kontrollieren. Er wird sich ab und zu in deinen Gefühlen und Gedanken melden, aber nicht in deinen Taten wirken.

Akzeptiere ebenso den Doppelgänger deines Partners als Teil von ihm. Schliesse ihn in die Liebe zu diesem Menschen mit ein.

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In allen Arten von Gemeinschaften ist das ungleich schwerer, aber auch hier gilt dasselbe Prinzip: Je mehr die einzelnen Mitglieder den anderen mit Liebe betrachten, desto besser ist das Zusammenleben oder das Betriebsklima.

Ich lebte sieben Jahre in einer kleinen, von mir mit gegründeten Lebensgemeinschaft. Obwohl wir in ganz unterschiedlichen Entwicklungsphasen und Lebenssituationen waren, verlief unser Zusammenleben all die Jahre sehr harmonisch. Das gelang, weil wir in sehr tiefer Freundschaft verbunden waren und durch gemeinsame spirituelle (anthroposophische) Arbeit immer wieder geistige Nähe hergestellt wurde.
Hilfreich war bestimmt auch, dass wir alle um das Wirken des Doppelgängers wussten.

Meiner Erfahrung nach ist das gegenseitige Zulassen der Doppelgänger leichter, wenn die Doppelgänger sich ähnlich sind; vermutlich aufgrund ähnlicher Erlebnisse in vergangenen Inkarnationen.

Aber zuallererst mache dich vertraut mit deinem Doppelgänger und arbeite mit ihm.

Kennst du schon meinen Beziehungsratgeber für Hochsensible?

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