Hast du nur wenige Freunde?

der kleine mensch in den Bergen
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Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Leidest du manchmal/oft/meistens unter Einsamkeit? 

Damit bist du nicht alleine. Vor allem introvertierte HSM scheinen sehr wenige Freunde zu haben. -Das heisst  nicht, weniger Freunde als alle andern.

Sondern vor allem, weniger gute oder auch weniger gute Bekannte zum Klönen, Kaffee trinken, ins- Kino/Theater- gehen usw.

 

Introvertierte HSM sind meist sehr geschätzte und geachtete Menschen, aber trotzdem nicht unbedingt sehr beliebt. 

Es fehlt uns eine gewisse Leichtigkeit. Wir mögen keinen Smalltalk. (Ja, das kann man durchaus verallgemeinern!)  Wir sind zu ernsthaft. Niemand – außer uns – will in einer fröhlichen Runde über philosophische Themen reden. Im Gegenteil, das wirkt oft so irritierend, dass wir nicht unbedingt dazu gebeten werden.  Vielen sind wir fast sogar etwas unheimlich, wenn wir uns nicht so intensiv an dem oberflächlichen Geplapper beteiligen. 

Nur leider hat das sehr häufig zur Folge, dass wir zu wenig Freunde bzw. Gesprächspartner haben, um uns auszutauschen. 

Dazu kommt das berühmte traurige Aussehen. –   ” Hach, immer musst du alles so ernst nehmen”; noch schlimmer: ” Kannst du nicht einfach mal nur ein bisschen Spass haben….” 

 

 

Nein, genau das kann ich nicht: ”Einfach” ein bisschen Spass haben! 

Ich betrachte nun mal alles gern bis auf den Grund!

Und ich gehöre zwar zu den introvertierten HSM; aber das ist eine typische HS-Eigenschaft:

Den Dingen auf den Grund gehen zu wollen; zu durchdringen, verstehen zu wollen!

Mit dieser Eigenschaft stößt man nicht nur nicht überall auf Verständnis; sondern macht sich eben auch schnell unbeliebt.

Diese Tatsache wird besonders relevant in einer Lebenskrise; beispielsweise bei einer Trennung. Der HSM will verstehen – das Warum von allen Seiten beleuchten; die ganze Beziehung analysieren. Das geht am besten mit einem Gesprächspartner. Diese sind in der Regel, sofern nicht selbst HSM, überfordert – sie können es nicht nachvollziehen, diese Streben nach Verstehen; sehen es als Wühlen in Wunden, geben gut gemeinte Ratschläge: Lass es hinter dir”, ” vergiss es endlich” und dergleichen mehr. Auch Therapeuten und Coaches raten in solchen Situationen oft ” nach vorne zu blicken”, mit der Vergangenheit abzuschließen” – in diesem Sinne.

Und all das führt dazu; dass der HSM immer einsamer wird…..

Tja.
Diese Eigenschaft, das den-Dingen-auf-den-Grund-gehen-wollen, ist ein wichtiger Hinweis auf eine eventuelle Hochsensibilität; ist sogar wesentlich relevanter als schnelle Überforderung durch Sinnesreize oder auch extremes Mitgefühl bzw. Fehlen desselben! (Einige Irrtümer und Fakten über HS).

Ja. Ich wünschte mir mehr Gesprächspartner, mit denen ich im Gespräch die Dinge durchdringen, von allen Seiten beleuchten kann.

 

Wegkreuzung

 

Aber: dieses Manko ist das einzig Negative, was ich an der Hochsensibilität sehe!

Ansonsten ist HS eine unendliche Bereicherung! – Wir nehmen so viel mehr wahr, erleben Dinge so viel tiefer; dass ich jeden Tag dankbar dafür bin,  mit dieser besonderen Gabe der Hochsensibilität gesegnet zu sein!

Punkt. Nichts hinzuzufügen. Oder?

Jaa, aber….

von Events mit 30 oder mehr Menschen in der Kneipe muss ich mich immer ganz schnell verabschieden…

…. das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel ist wie Folter, wegen der Duftwolken von Parfums, Haargels etc, die andere Passagiere verströmen…

…..

Stimmt!

Na und?!

Man kann auch jedes Problem im Leben auf die HS schieben. – Fragt doch mal einige Nts (Neurotypen), worunter sie besonders leiden im Alltag.

Und? Kein wesentlicher Unterschied, oder? Jeder leidet unter irgend was.

Das ist Leben!

 

Und ehrlich gesagt; manchmal habe ich den Verdacht, dass Menschen, die wirklich unter HS leiden, sogar Depressionen haben deswegen ( – es gibt Hypothesen, dass HSM eher als Nts dazu neigen, Depressionen zu entwickeln -); also, dass das gar keine HSM sind, sondern:

hochempfindliche Menschen.*

*(Demnächst hier: Hochsensibel – oder hochempfindlich?)

Dass sie alle sich für HSM halten,  bzw.  alle diese ”Diagnose” bekommen haben, liegt wiederum an den gängigen HS-Tests; daran, dass HS und HE nicht unterschieden werden.  ( Einige Irrtümer und Fakten…..)

Noch mal: Ich zähle mich zu denen, die nur wenige Freunde haben. Darunter leide ich . Aber,

ich bin so froh, hochsensibel zu sein!

Kennst du übrigens mein Buch über Hochsensibilität? zum Buch

7 Gedanken zu „Hast du nur wenige Freunde?

  1. Dieser Text spricht mir sehr aus der Seele, Jutta! 🙂
    Interessant, Deine Unterscheidung zwischen HS und HE. Nach Deiner Beschreibung/Definition scheine ich doch ganz klar HS zu sein, obwohl ich eigentlich ganz oft daran gezweifelt habe, weil mir so einige der „Empfindlichkeiten“, die oft thematisiert werden, abgehen. Aber das Bedürfnis, allen (oder doch zumindest sehr vielen) Dingen auf den Grund gehen zu wollen, hatte ich definitiv schon immer. Dadurch war ich schon als Schulkind eindeutig „anders“, aber ich litt nicht so sehr darunter, wie viele HS/HE das von sich beschreiben. Ich wollte mich auch nie anpassen, wenngleich es natürlich schöner gewesen wäre, besser akzeptiert zu werden. Doch will man sich auf ein „niedrigeres Level“ begeben, nur um dazu zu gehören? Nein, das dann doch nicht. (Sorry, wenn das überheblich klingt. Ich will damit auch nicht werten, sondern habe das immer nur als „unterschiedliche Wellenlängen“ bezeichnet, zwischen denen eben keine Resonanz zustande kommt.)
    Kürzlich gab es in Elianes HS/HB/Syn-Gruppe eine Diskussion über einen Artikel im „Spektrum der Wissenschaft“, wo Elaine Arons Arbeit kritisch überprüft wurde, was bei einigen in der Gruppe schlecht ankam. In dem Artikel wurde jedenfalls die „Eindimensionalität“ von HS in Frage gestellt; also ob es sich hierbei wirklich um ein einziges Merkmal handelt, oder vielleicht doch eher um ein Gemisch mehrerer Merkmale, was die in meinen Augen doch sehr unterschiedlichen Ausprägungen erklären könnte. Daran musste ich gleich denken, als ich von Deiner Unterscheidung zwischen HS und HE las. Interessant!
    Liebe Grüße von „tief im Westen“ Deutschlands 😉
    Andreas

    1. Danke für dein Feedback, Andreas! Ja, es ist eben so, wie ein von mir sehr geschätzter Kollege sagte: „Die HS-Forschung steckt noch in den Kinderschuhen.“ Und seit E-Aron ihre Publikationen veröffentlichte, hat sich die Welt auch wieder sehr geändert. – Zu dem Spektrum HS wird es demnächst eine Checkliste geben, die man sich herunterladen kann. Diese soll helfen, mehr Klarheit und Differenzierung zu bringen.

  2. Mir spricht dieser Text auch sehr aus der Seele. Vielen Dank. Aber noch viel mehr beschäftigt mich oft die Frage: Wie reagieren? Ich weiß ja, um meine Be/Empfindlichkeiten, aber ich werde so oft von Fremden darauf angesprochen. Ich würde mich dann immer am liebsten umdrehen und einfach gehen….es gibt eben nicht viele, die verstehen.

    1. Danke für deinen Kommentar. Ich selbst bin mein ganzes Leben daran gewöhnt, auch im engsten Familienkreis nicht unbedingt verstanden zu werden; deshalb bin ich eher erstaunt, auf jemanden zu treffen, der mich versteht. Von Fremden darauf angesprochen zu werden, ist aber wirklich unangenehm – das kenne ich so nicht. Ich würde wahrscheinlich sagen: Ich erwarte nicht, verstanden zu werden. Nur akzeptiere bitte, dass ich anders ticke als du.
      Liebe Grüsse, Jutta

  3. Danke für diesen tollen Artikel. Ich befinde mich aktuell (mal wieder) in einer Lebenskrise und bin mir seit 3 Jahren zu 100% sicher, hochsensibel zu sein.

    Aktuell befinde ich mich ausserhalb meines eigentlichen Umfelds, in welchem ich einige wenige, sehr gute HS-Freunde habe.

    In diesem neuen Umfeld mit ca. 15 völlig unbekannten Personen, fiel mir mal wieder auf, dass ich am Schluss alleine übrig bleibe. Ich werde anfangs „beschnuppert“ und für interessant empfunden. Mir fällt es mittlerweile auch nicht mehr schwer zum Start Smalltalk zu halten und auch von mir aus auf Leute zuzugehen.

    Was mir aber absolut unmöglich ist, ist es, mich in der darauffolgenden Phase nach dem ersten Kennenlernen zu beteiligen an oberflächlichen Lästereien über einzelne „böse“ Personen aus der Gruppe.

    Ich kann als einziger auch die Marotten der „Bösen“ irgendwie nachempfinden/mir vorstellen, warum sie so geworden sind, wie sie sind.

    Ich versuche dann in den Lästerrunden, mich zurückzuhalten. Wenn überhaupt, versuche ich ganz vorsichtig Denkanstösse zu geben.

    Das kommt aber meist gar nicht gut an. Mir wird vorgeworfen, dass ich das Verhalten der „Bösen“ mit meinen Argumenten nicht einfach entschuldigen kann.

    Der Artikel hat mir sehr geholfen. Was ich noch nicht weiss ist, ob ich mich in den Lästerrunden noch irgendwie schlauer verhalten kann.

    Mitlästern werde ich auf keinen Fall. Heute verliere ich im Prinzip auch von meiner Seite aus das Interesse an den lästernden Personen. Was soll ich mit so jemand oberflächlichen anfangen?

    1. Lieber Daniel,
      vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich finde ihn sehr gut als Ergänzung zum Artikel; denn an Cliquen hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich weiss gar nicht, wann ich zuletzt zu einer Clique gehörte, das muss Jahrzehnte her sein. Was Du da beschreibst, dieses Lästern, kenne ich aus dem Cliquenverhalten zu Schulzeiten – furchtbar. Später waren mir in Cliquen eher die Unterhaltungen zu oberflächlich.

      Herzbewegte Grüsse, Jutta

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