Ist Spiritualität etwas Gutes?

Ist Spiritualität immer gut
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Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Das Zeitalter des Materialismus ist vorbei!
Immer mehr Menschen wenden sich der geistigen Welt zu. Den für die physischen Augen unsichtbaren Dingen hinter den physischen Erscheinungen. Denn nichts anderes bedeutet Spiritualität.

Nachdem die Gesellschaft gegen Ende der Reformationszeit mehr und mehr der Doktrin der Aufklärung folgte, die das rationale Denken und Vernunft propagierte statt den Glauben an übersinnliche Mächte, werden die Menschen heute wieder spiritueller.

Das ist eine wunderbare Entwicklung. Seit Jahrzehnten haben viele Menschen darauf gewartet! Im Jahr 2024 kann man ganz offen über spirituelle Themen reden, ohne dass der Gesprächspartner sich vielsagend an die Stirn tippt.

Warum stellt sich dennoch die Frage, ob Spiritualität etwas Gutes ist?

Lass uns zunächst einen Blick auf gängige spirituelle Methoden werfen:

Spirituelle Methoden

Yoga und Meditation

Gegen Ende der 1960er Jahre brachten die Beatles Yoga und Meditation mit nach Europa. Bekannt wurde damals vor allem die transzendentale Meditation durch Maharishi Mahesh Yogi.

Für die nächsten Jahrzehnte gehörten Yoga und Meditation zur Hippiekultur. Yoga und Meditation gehörte grundsätzlich zusammen und wurde nur zusammen gelehrt. Schon bald wurden mehr und mehr indische Gurus in Europa bekannt; die praktizierten Methoden hatten alle einen spirituellen Hintergrund. Gelehrt wurde vor allem Hathayoga und die Mantrameditation.

Dabei wird ein meist persönlich durch den Lehrer gegebenes Mantra ständig wiederholt, meist konzentriert man sich dabei auf ein bestimmtes Chakra. Abgesehen davon, dass diese Form der Meditation für psychisch kranke Menschen kontraindiziert ist, ermöglicht diese Art Meditation Missbrauch: Durch das Mantra kann der Guru sich in den Yogaschüler „einloggen“ und beeinflussen.

Heute sind viele der damals populären Gurus bekannt für den Missbrauch ihrer Schüler: Maharishi Mahesh Yogi bereicherte sich finanziell an seinen Schülern. Diese nahmen oft hohe Kredite auf, um die exorbitant hohen Kurskosten bezahlen zu können. Die vom Maharishi zertifizierten Lehrer benutzten klassische Manipulationsmethoden wie Angst und fantastische Versprechen, um die Schüler dazu zu bringen: Wer kein Geld hatte, hatte zu schlechtes Karma. Wer sich den nächsten Kurs leisten konnte, verbesserte sein Karma. Angeboten wurde u.a. ein Kurs, indem die Schüler die physische Levitation lernen sollten.

Eine grosse Anhängerschar hatte in den 1970er Jahren auch der Bhagwan, heute besser bekannt als Osho.  Er bereicherte sich nicht nur finanziell sehr unverfroren an seinen Schülern, die ihm „freiwillig“ alle ihre Gelder gaben, sondern missbrauchte die weiblichen Sannyasins auch sexuell.

Weniger bekannt ist Sri Anandamurti und dessen Sekte Ananda Marga. Durch Anandamurti fand  weder finanzieller noch sexueller Missbrauch statt, sondern eine absolute geistige Kontrolle. Alle Methoden, die wir  durch malignen Narzissmus kennen, wurden angewandt: Androhung fürchterlicher karmischer Folgen, wenn man den Regeln nicht gehorcht. Versprechungen, dass der Schüler bei Befolgen von allem Karma befreit ist. Kontakte zwischen den Schülern und ihrer Familie, überhaupt Nicht-Schülern wurden immer mehr unterbunden. Anandamurti nutzte die Macht, die er so – übrigens vom Gefängnis aus – gewann, dazu, um eine politische, sehr rechtsradikale Gruppierung aufzubauen.

Seit den 2000er Jahren wurde Yoga und Meditation auch in sehr breiten Kreisen populär. Damit einher ging eine wachsende Anzahl von Yoga- und Meditationsformen, die mittlerweile kaum noch überschaubar sind. Bemerkenswert ist, dass heute sowohl Yoga und Meditation häufig keinen Bezug mehr zu ihrem spirituellen Ursprung haben; beides soll nur dem individuellen Wohlbefinden dienen und wird damit auf eine Stufe gestellt mit Joggen oder Schachspielen.

Spirituell gleich gut?
Bild von anuppanthi auf Pixabay

Magische Rituale

Andere spirituelle Methoden sind:

Schamanische Reisen, Astralreisen  oft mit Hilfe von Drogen wie Ayahuasca oder psychogener Pilze.

Diese Methoden sind seit etwa 2010 in spirituellen Kreisen sehr beliebt geworden. Richtig durchgeführt versprechen diese Methoden Selbsterkenntnis und damit persönliche Weiterentwicklung. Die sachgemässe „Reiseleitung“ erfordert allerdings eine lange, schwierige und entbehrungsreiche Ausbildung. Denn nur ein gut ausgebildeter Führer in die Astralwelten kennt die Gefahren und kann seinen Klienten sicher geleiten. Nur sehr wenige der meist selbsternannten Schamanen und Medien haben sich diesen Mühen unterzogen.

Ayahuasca ist eine Modedroge geworden bei Anbietern schamanischer Reisen und kann wie alle Drogen zu einer Bewusstseinserweiterung führen oder zu einem Horrortrip mit anschliessenden psychotischen Symptomen und bleibenden Persönlichkeitsveränderungen. Der Umgang damit setzt grosse Erfahrung voraus, die leider sehr oft fehlt.

Meditation to Go

Immer beliebter wird der spirituelle Pausensnack, leicht zu konsumieren am Handy über eine App oder über ein Youtube Abo: Eine geführte Meditation für mal eben zwischendurch, ein Häppchen zur Steigerung des Wohlbefindens.

Das hat mit echter Spiritualität gar nichts zu tun; im Gegenteil wird der Sinn von Meditation – Besinnung auf die geistige Welt – ins Gegenteil verkehrt, bedient wird damit vor allem der Egoismus.
Am 10.12.23 war diese Form von Spiritualität-light sogar dem Spiegel einen Artikel wert: Die Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Yoga

Die zweite, wesentlich grössere Gefahr dieser aus dem Internet gestreamten Mitmach-Meditationen ist aber, dass die Meditation den gutgläubigen Meditierenden auf Abwege führt, die ein wenig Erfahrener nicht als solche erkennen kann. Denn auch in der geistigen Welt ist keineswegs alles Gold, was glänzt.

Futter für das Ego

Erstaunlich ist, wie sich innerhalb von wenigen Jahren der gesellschaftliche Stellenwert der Spiritualität gewandelt hat. Hätte vor 10 Jahren ein Dienstleister im Coaching- oder Marketingbereich erwähnt, dass er Spiritualität in seine Arbeit mit einbezieht, wäre er bestenfalls belächelt worden. Im Jahr 2024 gehört das schon fast zum guten Ton.

Abgesehen von den o.e. negativen Seiten im Geschäft mit der Spiritualität ist wohl das derzeit grösste Problem das übergrosse Angebot. Längst ist Spiritualität ein äusserst lohnender Geschäftszweig geworden.

Die meisten Anbieter wollen schnelles Geld machen und versprechen „Erhöhe deine Schwingung in 3 Tagen“ oder Ähnliches. Sie verkaufen etwas, was vor allem das Ego stärkt. Spiritualität wird konsumiert wie ein Eis mit Sahne zum Mitnehmen.

Mit geistiger Arbeit hat das nur wenig zu tun, denn die ist nicht geeignet als Ware. Denn  geistige Entwicklung abseits von Konsum und emotionellen Sensationen fordert vor allem drei Eigenschaften:

Ausdauer, Geduld und Übung. Und Übung, Übung und noch mal Übung. Viele Jahre.

Bild von congerdesign auf Pixabay

Sichere spirituelle Methoden

Diese sind eher unbeliebt, da sie auf schnelle Heilsversprechen verzichten. Dazu gehören

anthroposophische Meditationen

Rosenkreuzer Meditation

buddhistische Lehren

christliche Mystikerlehren

moderne christliche Meditationen

Keine dieser Methoden bedient das Konsumdenken der Anwender. Schnelle Erfolge oder Sensationen irgendwelcher Art wie bei o.e. Ritualen sind hier nicht zu erwarten. Im Gegenteil setzen sie Geduld, Beharrlichkeit und jahrelanges Üben voraus, bis der Geistesschüler sich über spürbare Erfolge in der Persönlichkeitsentwicklung freuen kann.

Woran erkennt man gute Lehrer?

Das ist leider sehr schwierig. Beobachte ihn/sie eine Zeitlang und achte auf deine Intuition. Wie reagiert dein Körper?

Es gibt einige Indikatoren, sie stammen von David Godman, der sein Leben der (Nicht-)Lehre von Ramana Maharshi gewidmet hat und der mit vielen authentischen spirituellen Lehrern engen Kontakt über längere Zeit hatte. *

1.Man fühlt in ihrer Gegenwart tiefen Frieden.

2.Ein echter Guru oder eine spirituelle Meisterin behandeln alle Wesen gleich respektvoll, bei Ramana Maharshi fielen ganz ausdrücklich auch Tiere und Pflanzen darunter.

3.So gut wie alle echten Meister nahmen und nehmen kein Geld für ihre Lehren.

*Spirituelle Wege 

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Opium fürs Volk

Wir leben in einer schwierigen Zeit. Sowohl politisch als auch wirtschaftlich ist alles instabil und unsicherer als in den letzten 70 Jahren. Gesellschaftliche Werte ändern sich massiv. Seit jeher haben die Menschen in solchen Zeiten Zuflucht im Geistigen gesucht.

So sollte man sich durchaus fragen, ob das Überangebot an Spiritualität ganz gezielt eingesetzt wird, um die Menschen abzulenken von dem, was gerade in der physischen Realität geschieht; welche möglicherweise perfiden Pläne gerade umgesetzt werden?

Um nur ein Beispiel zu nennen: Wollen wir die digitale Währung und die damit verbundene Kontrolle?

Ein Tipp zum Abschluss aus meiner eigenen Erfahrung nach inzwischen mehr als 50 (!) Jahren spiritueller Arbeit:

Spiritualität heisst nicht, sich nicht um irdische Herausforderungen zu kümmern. Ganz im Gegenteil, echte Spiritualität bedeutet, sich wachen  Sinnes mit den Geschehnissen der äusseren, physischen Realität auseinanderzusetzen.

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