Wie entsteht Hochsensibilität?

Lesezeit ca: 2 Minuten
  • New tab
Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Wie und wodurch Hochsensibilität ausgelöst wird, ist bis heute ungeklärt.
Was man mit Sicherheit weiss:

  • Hochsensibilität ist immer angeboren.
  • Hochsensibilität ist erblich.
  • Hochsensibilität wird nicht durch Traumata ausgelöst.

Die Vermutung, dass Hochsensibilität durch ein Trauma ausgelöst wird, wird jedoch immer wieder geäussert. Meist mit der Begründung, dass sich frühe Traumata kaum nachweisen lassen. Was, wenn das Neugeborene z.B. tagelang von der Mutter getrennt wird, da diese auf der Intensivstation behandelt werden muss? Oder wenn das Kind bei einer sehr schwierigen Geburt ein Geburtstrauma erleidet?
Oder wenn die Mutter während der Schwangerschaft ein Trauma erleidet? Das wird auf jeden Fall auf das Ungeborene übertragen.

Dagegen scheint jedoch die Tatsache zu sprechen, dass Hochsensibilität erblich ist.

Vererbte Traumata

In den letzten Jahren ist viel auf dem Gebiet der Epigenetik geforscht worden. Dadurch weiss man heute, dass Traumata durch epigenetische Veränderungen über mehrere Generationen hinweg vererbt werden.

Die gesamte Traumaforschung ist noch eine recht junge Disziplin in der Psychologie, erst seit den 1980er Jahren werden Traumata überhaupt erforscht. Die Entdeckung der transgenerationalen Traumata haben wir wahrscheinlich den Therapeuten zu verdanken, die mit Familienaufstellungen arbeiten. Es gibt keine Familienaufstellung, in der nicht Kriegstraumata der Eltern oder Grosseltern Thema sind.
Nachweislich werden diese Traumata über wenigstens vier Generationen weitergegeben; viele Aufsteller vertreten die Ansicht, dass Traumata bis in die siebte Generation vererbt werden.

Die Kriegsenkel

Vererbte Traumata wirken auf Eigenschaften und Verhalten. Typische Verhaltensmuster durch geerbte Kriegstraumata sind zum Beispiel: Grosse Probleme beim Abschiednehmen von Nahestehenden vor Reisen, ständige Fluchtbereitschaft – man trägt  das Wichtigste wie Pass, Geld, Unterwäsche immer mit sich, auch beim Cafebesuch und zum Einkaufsbummel; Angst vor fensterlosen Räumen, Angst vor Dunkelheit; überhaupt viele unspezifische Ängste, für die es keine Erklärung gibt; z.B. Angst vor Lärm.

Nun sind aber die Eltern dieser Generation, die den zweiten Weltkrieg miterlebt und ihre Traumata weitergegeben haben, selbst Kriegskinder oder -enkel, denn deren Eltern haben den ersten Weltkrieg miterlebt.

Auch in der Elterngeneration davor gab es genügend gesellschaftliche Umwälzungen, die ein Trauma auslösen konnten. So wurden die Familien von zwei meiner Großeltern im Rahmen der Industrierevolution als Bergleute in die neuen Kohlezechen geworben und verließen ihre Heimat, die sie nie mehr wiedersahen.

 

Ahnen

2 Eltern, 4 Grosseltern, 8 Urgrosseltern

Wenn die Traumata der Vorfahren über vier Generationen weitergegeben werden, summieren  diese sich bei den Nachkommen. In jeder Generation kommen nicht nur neue Traumata hinzu, sondern es verdoppelt sich ja auch mit jeder weiter zurückliegenden Generation die Anzahl der Vorfahren.
Wenn diese Traumata gleicher Art sind, wenn also beispielsweise  sechs Vorfahren Krieg mit Vertreibung aus der Heimat und Flucht erlebt haben, potenzieren diese Traumata sich möglicherweise in den Nachkommen.

Wie viele meiner Gefühle, meiner Eigenschaften, meiner Begabungen sind auf die Traumata meiner Vorfahren zurückzuführen?

Es ist offensichtlich, dass alle Menschen die Folgen transgenerationaler Traumata in sich tragen, aber nur ein kleiner Teil ist hochsensibel. Wie können also transgenerationale Traumata Hochsensibilität verursachen? 

Versuch einer Erklärung

Obwohl alle Menschen vom Krieg betroffen waren, haben nicht alle dieselben traumatischen Erlebnisse gehabt. Nicht jeder musste Nacht für Nacht in der Kleidung schlafen und in den Luftschutzbunker, nicht jeder war auf der Flucht, nicht jeder hat seine Kinder im Krieg verloren. Die Kriegstraumata sind vielfältig und sehr verschieden.

Ich kann mir vorstellen, dass, wenn bestimmte Erlebnisse sich von Generation zu Generation immer wiederholen, eine dadurch verursachte Eigenschaft immer weiter verstärkt wird oder potenziert wird.  Ich vermute, dass bei einer oder mehreren bestimmten Zusammenstellungen dieser epigenetisch immer weiter verstärkten Eigenschaften Hochsensibilität entstehen kann. 

Ich halte es für wahrscheinlich, dass transgenerationale Traumata bei der Entstehung von Hochsensibilität beteiligt sind. Vermutlich gibt es aber mehrere Auslöser, die möglicherweise zusammenwirken.

Ein anderer möglicher Faktor sind schwere vorgeburtliche Traumata.

Eine weitere Möglichkeit möchte ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen.
In der Frühzeit der  menschlichen Entwicklung des Homo sapiens gab es viele andere, zum Teil gleichzeitig lebende Menschenarten, wie den Neandertaler, den Denisova Mensch, den Homo heidelbergensis und noch einige mehr. Während sich der Homo sapiens weiter entwickelte, starben die anderen Arten aus. Könnte es möglich sein, dass sich Menschen verschiedener Arten begegneten und fortpflanzten und  dadurch neurodivergente genetische Spielarten entstanden und bis heute erhielten?

Homo sapiens

Zum Thema vorgeburtliche Traumata lies auch:  Der alleingeborene Zwilling

 

Kennst du mein Buch „Hochsensibilität ist mehr als hochsensibel sein“ ? Dort findest du viele Inhalte, die in der Literatur nicht behandelt werden.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert