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In den ersten vier Teilen der Reihe über invasive Pflanzen ging es um klassische Neophyten – Kirschlorbeer, Riesenknöterich, Indisches Springkraut und Kanadische Goldrute -, die seit etlichen Jahren verfolgt und teilweise ausgerottet werden sollen, obwohl sie Heilpflanzen sind und wichtige Aufgaben in der Natur erfüllen.
Mit Ausnahme des Kirschlorbeers betrachten die meisten Menschen die Neophyten als nutzlose und schädliche Unkräuter.
Ich kann in dieser Serie nur eine kleine Anzahl von Pflanzen beschreiben; natürlich gibt es viel mehr Neophyten, die verfolgt werden, weil sie angeblich die „guten“ einheimischen Pflanzen verdrängen, oder weil sie einfach fremd sind.
Dazu gehört zum Beispiel der Kiribaum oder Blauglockenbaum mit der Begründung, dass er fremd ist und deswegen!! möglicherweise andere Bäume verdrängen könnte.
Es gibt allerdings auch Neophyten, die nicht bekämpft werden, da sie erwiesenermassen Nutzen bringen.
Dazu gehören der Weizen, der Wein, die Walnuss, und die Kartoffeln! (1.)
Wusstest du, dass diese Kulturpflanzen Neophyten sind? Tatsächlich erlebt man Überraschungen, wenn man nachforscht, welche bekannten und beliebten Pflanzen zu den Neophyten zählen, die in einigen europäischen Ländern massiv bekämpft werden. (2.) Drei stelle ich hier exemplarisch vor.
Die Wildrose
Wusstest du, dass die Wildrose zu den Neophyten zählt? Denn die ursprüngliche Heimat der Wildrosen ist Ostasien.
Der Nutzen der Wildrosenarten ist hinlänglich bekannt, weshalb ich hier nur kurz darauf eingehe.
Die Rose ist eine geschätzte Arzneipflanze in der traditionellen Medizin; unter anderem wirken Hagebutten regulierend auf den Blutzucker und werden seit Jahren zur Unterstützung bei Diabetes eingesetzt. Ätherisches Öl aus Wildrosen wird oft besser vertragen als das schwere Öl aus der Damaszenerrose.
In Finnland wird die Wildrose seit 2022 massiv bekämpft mit dem Ziel, sie komplett auszurotten. Wer sie noch im Garten hat, muss hohe Strafen zahlen. Dabei breitet sie sich nicht aus und wächst in der Natur meist an kargen Stränden, wo sonst nur Kiefern wachsen. Gerade im finnischen Klima mit bis zu 6 Wintermonaten sind die Hagebutten, die bis in den Frühling an der Pflanze bleiben, eine sehr wichtige Nahrungsquelle für die Vögel. Wegen dem eh schmalen Nahrungsangebot für die einheimischen Singvögel bin ich sehr in Sorge wegen der langfristigen Folgen.
Der Flieder
Auch dieser in vielen Gärten beliebte Strauch ist ein Neophyt und wird hierzulande zunehmend kritisch betrachtet. Es wird angenommen, dass der Gewöhnliche Flieder heimische Arten verdrängt und so die Artenvielfalt gefährdet. (3.)
Aber auch der Flieder ist eine Heilpflanze! Bereits im Mittelalter wurde er bei bestimmten Erkrankungen eingesetzt. Tee aus Fliederblüten kann Fieber senken, Verdauungsbeschwerden lindern und als mildes Beruhigungsmittel wirken. Äußerlich angewendet, kann ein Tee aus Fliederblüten Hautreizungen und -entzündungen lindern. (4.)
Die Lupine
Die Lupine wurde im 19. Jahrhundert als Viehfutter aus Nordamerika eingeführt. Sie gehört zu den wertvollsten Nahrungspflanzen, denn sie enthält fast 40% Eiweiss.
Das hochwertige Lupinen-Eiweiß enthält alle lebensnotwendigen Aminosäuren. Die Samen sind außerdem reich an Vitamin E und wichtigen Spurenelementen wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Für Veganer und Vegetarier sind Lebensmittel aus Lupinen damit eine wertvolle Alternative zu Tofu-Produkten aus Soja. Durch die Zusammensetzung des Eiweisses sind sie Bohnen und Erbsen überlegen. (5.)
Natürlich hat die Lupine auch Heilwirkungen: Sie wirkt u.a. blutzuckersenkend, harntreibend, windtreibend und wurmtreibend.
Gerade in Zeiten, in denen die Glutenunverträglichkeit rapide zunimmt, bieten die Lupinen eine wichtige Alternative!
Vor wenigen Tagen erfuhr ich, dass der finnische Staat Menschen speziell zur Ausrottung der Lupinen eingestellt hat!
Als sehr wertvolles Viehfutter wurden Lupinen immer mehr durch Soja verdrängt. Das hat erhebliche negative Folgen, die hier nicht vertieft werden können. Nur kurz erwähnt sei, dass Soja fast immer genverändert ist und grossen Einfluss auf die Geschlechtshormone hat. So wird seit Jahrzehnten davon abgeraten, gegen Kuhmilch allergischen männlichen Babys Sojamilch zu geben. Die genveränderten Sojaprodukte zählen zudem zu den wichtigsten Allergenen. Last not least ist der Anbau von Soja extrem schädlich für die Umwelt wegen der benötigten Wassermengen. (6.)
Bei dieser Recherche drängt sich mir die Frage auf, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der deutlich vermehrten Nutzung von Soja und der Zunahme von Transgender-Menschen. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen ist die Diagnose bei Kindern und Jugendlichen seit 2014 um das Achtfache gestiegen. (7.)
Unweigerlich kommt mir der sogenannte Schmetterlingseffekt in den Sinn!
Wir rotten Pflanzen aus, ohne auch nur eine Vorstellung davon zu haben, wie sie das Fehlen einer einzigen Pflanzenart auf die ganze Erde auswirkt!
Wie kam es überhaupt auf die Jagd nach Neophyten?
Neophyten und Gastarbeiter
Die Pflanzenexpertin Sabine Reber (8.) schreibt, dass ab den 1970er Jahren die Naturgartenbewegung nur einheimische Pflanzen in den Gärten wollte, alle ausländischen Gewächse sollten entfernt werden.
Einheimisches war besser als Ausländisches, das Eigene besser als das Fremde.
Im ersten Beitrag über den Kirschlorbeer verglich ich den Hass auf Einwanderer Pflanzen mit dem Hass auf Migranten. Tatsächlich wurden bis 1973 sogenannte Gastarbeiter angeworben; 14 Millionen Arbeiter kamen aus Südeuropa und Nordafrika nach Deutschland. Meist waren diese alleinstehende Männer, die zum Teil massive Probleme mit der deutschen Kultur hatten. Die Probleme waren vorprogrammiert; viele kamen aus Hirtenvölkern, die bis dahin keinerlei Berührung mit westlichen Kulturen gehabt hatten. Aber die Industrie brauchte die Arbeiter. Es war die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs, Arbeitslosigkeit gab es praktisch nicht. Jeder, der wollte, bekam einen Job.
In diesen Jahren also begann der Hass auf die eingewanderten Pflanzen.
Und was ist mit den Argumente gegen die Neophyten?
3 Irrtümer über Einwandererpflanzen
Markus Kobelt schreibt über die „zehn Grundlagenirrtümer der Pflanzenverbieter: (9.)
„Grundlagenirrtum Nr. 1: Fremde Pflanzen sind schlechter als einheimische.
Grundlagenirrtum Nr. 2: Erfolgreiche fremde Pflanzen, sogenannte invasive Neophyten bedrängen und verdrängen einheimische Pflanzen.
Dieser Grundlagenirrtum ist natürlich eng mit dem ersten verwandt. Biologisch ist der Satz („fremde Pflanzen verdrängen einheimische Pflanzen“) schlichtweg unzutreffend. In fast allen Fällen und letztlich naturbedingt gehen eindringende fremde Pflanzen den Weg des geringsten Widerstands: Sie besetzen Nischen, die meist leer oder halbleer sind und in der Regel vom Menschen geschaffen worden sind: Brachen, Industrieruinen und Kies- und Betonwüsten, Monokulturen, manchmal auch einfach unwirtliche offene Flächen. Und natürlich gelingt es ihnen leicht, diese Plätze auch zu besetzen – weil sie weitgehend leer sind. Pflanzen kommen, und Pflanzen gehen auch, das ist ein ganz natürlicher Vorgang…..Die Treiber dafür – … sind nicht die frechen und bösen Eindringlinge, sondern die sich verändernden Rahmenbedingungen (Monokulturen in der Landwirtschaft und in der sogenannten „Natur“, Versiegelung, Brachflächen etc.)
Grundlagenirrtum Nr. 3: Einwandernde erfolgreiche Pflanzen, sogenannte invasive Neophyten sind dafür verantwortlich, dass einheimische Pflanzen aussterben.
Natürlich sind wir bei diesem Grundlagenirrtum wieder ganz nahe bei Grundlagenirrtum Nr. 2, nur dass hier klar und deutlich eine Kausalität hergestellt wird. Wegen A stirbt B aus. …
Die Behauptung, dass invasive Neophyten dafür verantwortlich sind, dass einheimische Pflanzen aussterben, stimmt nicht. … Der englische Evolutionsbiologe Chris D. Thomas, …. stützt sich mit der folgenden Aussage auf eine breite historisch-geographische ökologische Studie: „Some 1875 foreign spezies of plants and animals have established wild populations in Britain in the last two thousand years, and mostly in the last two hundred; yet, as far as we know, no nativ species has died out as a consequence.“
Fazit
Während des Schreibens und Recherchieren wurde mir erst bewusst, was für ein riesiges Gebiet das Thema Neophyten ist, mit noch unüberschaubaren Zusammenhängen.
Ganz sicher hängt die Jagd auf invasive Pflanzen eng zusammen mit der Jagd auf eingewanderte Tiere, mit dem zunehmenden Ungleichgewicht der Wildtiere, der Wechselwirkung mit der Jagd und der zunehmenden Bebauung und dem Verschwinden ganzer Landschaften.
Und während ich mit diesem Beitrag zum Ende komme, entdecke ich, wie richtig ich liege, den Hass auf fremde Pflanzen mit dem Hass auf fremde Menschen zu vergleichen. Denn der Begriff „Neophyten“ gilt mittlerweile in der die Medien beherrschenden Woke-Kultur als Synonym für Migranten.
In den sozialen Medien werden Beiträge, in denen der Begriff, auch im direkten Zusammenhang mit Pflanzen, gelöscht.
Nur so ist es auch zu erklären, dass ich erst jetzt entdecke, dass der Heilpflanzenexperte und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl ein Buch geschrieben zu dem Thema:
„
Wie unerwünscht das Thema ist, wird spätestens deutlich, wenn man sich bei Storls zahlreichen Büchern umschaut, denn es ist nur schwer zu finden. (Hier geht es zum Buch)
Die von mir bisher vorgestellten Neophyten sind alles Pflanzen, die für die Erde und uns Menschen hilfreich und nützlich sind.
In meinem letzten, folgenden Beitrag wird es um ein Pflanze gehen, die in meinen Augen eine Ausnahme darstellt.
Sei gespannt!
Quellen:
1.) Unter Neophyten werden Pflanzen verstanden, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen. https://www.lfu.bayern.de/natur/neobiota/neophyten/index.htm#:~:text=Unter%20Neophyten%20werden%20Pflanzen%20verstanden,denen%20sie%20nat%C3%BCrlicherweise%20nicht%20vorkamen.
2.) https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/invasive-arten/unionsliste.html
3.) https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/ist-flieder-giftig-41998
4.) https://krautgeschwister.de/2022/05/07/flieder-heilpflanzenportrait-2/#: https://www.lubera.com/de/gartenbuch/flieder-giftig-p4556#:
5.) https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Lupinen-Wertvolles-Eiweiss-aus-heimischem-Anbau,lupine114.html#:~:text=Das%20hochwertige%20Lupinen-Eiwei%C3%9F%20enth%C3%A4lt,zu%20Tofu-Produkten%20aus%20Soja.
6.) https://de.wikipedia.org/wiki/Sojabohne
7.) https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/transgender-diagnosen-laut-studie-auf-das-achtfache-gestiegen-19752099.html
8.) https://www.lubera.com/de/gartenbuch/indisches-springkraut-p1981#:~:text=Indisches%20Springkraut%20f%C3%BCr%20die%20Insekten,und%20von%20den%20Kantonen%20bek%C3%A4mpft.
https://www.lubera.com/de/gartenbuch/die-angst-im-garten-p1
9.) (https://www.lubera.com/de/gartenbuch/die-zehn-grundlagenirrtuemer-der-pflanzenverbieter-p1972