Hochsensible Eigenschaften

einige grundlegende Eigenschaften
Lesezeit ca: 3 Minuten
  • New tab
Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Diesen Beitrag schreibe ich für dich, wenn du dich schon längere Zeit mit Hochsensibilität befasst hast. Du hast viel gelesen zu dem Thema und kennst natürlich die typischen hochsensiblen Eigenschaften: intensivere Sinneswahrnehmungen, tiefe Emotionen, intensives Mit-Empfinden, sehr gründliche Wahrnehmungen und einige mehr.

Trotzdem bist du unsicher, ob du wirklich hochsensibel bist, oder „nur“ sehr sensibel. Deshalb beschreibe ich in diesem Beitrag einige weitere sehr typische Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale bei Hochsensibilität. Offensichtlich bewirken die anderen Wahrnehmungsprozesse bestimmte Charakterzüge, welche typisch sind für hochsensible Menschen, die aber selten in dem Zusammenhang erwähnt werden und nicht unbedingt mit Hochsensibilität in Verbindung gebracht werden. 

 

Typisch hochsensibel

Dingen auf den Grund gehen

Bisher bin ich noch keinem Hochsensiblen begegnet, der nicht das dringende Bedürfnis hat, alles bis ins Kleinste zu verstehen. Man hat keine Ruhe, bevor man nicht die Hintergründe eines Geschehens verstanden hat. Bis dahin taucht die Frage immer wieder und wieder auf, wenn eine entsprechende Assoziation kommt. Erst wenn alles bis ins Detail verstanden wurde, wird das entsprechende Ereignis ad acta gelegt.

Vielen hochsensiblen Kindern verursacht diese Besonderheit Probleme in der Schule, wenn ein Lehrer nicht zufriedenstellend auf das “Warum” antworten kann.

Diese Eigenschaft ist einer der Gründe, dass Hochsensible mehr Zeit für sich selbst brauchen: Man muss in Ruhe nachdenken. 

Mit dieser Eigenschaft hängt der folgende Charakterzug zusammen:

Regeln in Frage stellen

Hochsensiblen Menschen fällt es außerordentlich schwer, Regeln hinzunehmen, wenn sie nicht als sinnvoll betrachtet werden. Verkrustete Ordnungen und Traditionen werden hinterfragt. Diese Eigenschaft ist oft schon bei sehr jungen Kindern anzutreffen und trägt dazu bei, dass Hochsensible den Ruf haben, schwierige Menschen zu sein.

Ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl

Auch dieses Persönlichkeitsmerkmal trifft auf alle hochsensiblen Menschen zu, mit denen ich zu tun hatte. Für viele ist es so unerträglich, die ungerechte Behandlung anderer erleben zu müssen, dass sie lieber in Kauf nehmen, selbst in Schwierigkeiten zu geraten, als schweigend zuzuschauen. 

Sich mit der ganzen Welt verbunden fühlen

Diese Eigenschaft ist vermutlich auf die emotionale Wahrnehmung zurückzuführen.

Durch die Vernetzung aller emotionalen mit gedanklichen und evtl. geistigen Wahrnehmungen fühlen hochsensible Menschen eine starke Verbindung zu allen und allem, meist auch zu Pflanzen und Tieren. Auch dieses Merkmal ist allen mir bekannten Hochsensiblen zu eigen.

Ausgeprägte Loyalität

Hochsensible Menschen gehen sehr tiefe Bindungen ein. Gegenüber Menschen, denen sie sich verbunden fühlen, sind sie ausserordentlich loyal. Die unbedingte innere Treue, das  Zu-einem-anderen-stehen ist die Folge des sich-verbunden-fühlens sowie des  tiefen und intensiven Gefühlsleben.

 

Fehlendes Konkurrenzdenken

Ganz typisch ist, dass Hochsensible jede Art von Wettkampf ablehnen. Erwachsene mögen nicht mit Kollegen konkurrieren, stattdessen bevorzugen sie Zusammenarbeit. Kindern lieben es zwar, ihre Kräfte zu messen, zu testen, wie schnell sie laufen, wie weit sie werfen können. Aber Wettrennen, bei denen es Sieger und Verlierer gibt, mögen sie nicht. Auch Gesellschaftsspiele, bei denen der Spieler sich einen Vorteil verschafft, indem er andere Spieler behindert, werden von vielen Hochsensiblen abgelehnt. Vermutlich ist auch diese Eigenschaft eine Folge des Wahrnehmens der Verbundenheit mit anderen.

Assoziiertes Denken

Das Denken Hochsensibler ist immer lateral, vernetzt und radiär.  Die meisten Hochsensiblen denken in Bildern, die vor dem inneren Auge erscheinen. Zuerst entsteht immer  ein Gesamteindruck vom Ganzen, dann differenziert sich dieser Eindruck in immer mehr Einzelheiten und kleinste Feinheiten. Jeder neue Eindruck wird sofort mit allem Bekanntem verknüpft und verglichen, es werden neue Verbindungen hergestellt. 

Daraus folgt ein typisches Problem Hochsensibler: Es fällt zuweilen sehr schwer, sich auf einen einzigen Gedanken zu konzentrieren und nicht ständig auf eines der zahlreichen Nebengleise abzubiegen.

Perfektionismus

Typisch hochsensibel ist auch die hohe Erwartung an sich selbst, verbunden mit einer sehr ausgeprägten Selbstreflexion. 

 

Weitere Eigenschaften

Die folgenden Eigenschaften finden sich ebenfalls häufig bei Hochsensiblen, kommen allerdings auch bei anderen Persönlichkeitsstrukturen vor:

Impostor Syndrom

Das Impostor oder Hochstaplersyndrom ist bei Hochsensiblen eine Folge ihres Perfektionismus: Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken sowie die eigenen Leistungen werden immer wieder angezweifelt. Damit einher geht die Furcht, anderen etwas vorzutäuschen. Das bezieht sich auch auf die eigene Hochsensibilität: Der Zweifel, wirklich hochsensibel zu sein, ist ganz besonders typisch!

Dinge wörtlich nehmen

Hochsensible gehen anders mit Sprache um. Sie meinen das, was sie sagen. Eine Einladung zum Beispiel “komm mich doch mal besuchen!” ist immer ernst gemeint. Höflichkeitsfloskeln werden nicht nur der Höflichkeit halber ausgesprochen, weil es so üblich ist. Sehr oft nehmen sie selbst die Aussagen anderer wörtlich.  Sagt die Kollegin “ich mach das sofort” versteht ein Hochsensibler, dass das sofort in diesem Moment erledigt wird. Smalltalk ist den allermeisten Hochsensiblen verhasst, tiefgründige Gespräche dagegen immer erwünscht.

Manche Hochsensible haben Probleme, Spass oder ironische Bemerkungen als solche zu verstehen. Diese Eigenschaft, alles in wortwörtlichem Sinn zu verstehen, ist allerdings auch typisch für das Asperger Syndrom, ist da allerdings so viel ausgeprägter, dass es zu grotesken Missverständnissen führen kann.

Fehlende Gruppenzugehörigkeit

Man fühlt sich nicht zu Hause; ist oft ewig auf der Suche nach seinem Tribe. Auch unter anderen Hochsensiblen fühlt man sich nicht unbedingt heimisch. 

 

Synästhesien

Vermutlich sind alle Hochsensiblen Synästhetiker, wenn auch in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Da die meisten Synästhesien recht unspektakulär sind, ist sehr vielen Hochsensiblen gar nicht bewusst, dass sie Synästhetiker sind. Denn die bekanntesten Synästhesien wie das farbige Erleben von Musik, die Graphem-Farb- Synästhesie   (dabei wird jedem Buchstaben, jeder Ziffer eine bestimmte Farbe zugeordnet) und die Sequenz – Raum – Synästhesie (dabei werden Zeiteinheiten geometrisch räumlich wahrgenommen) sind eher selten. Es gibt unzählige Synästhesien, die teilweise so unauffällig sind, dass sie nicht als etwas Besonderes erlebt werden. Beispielsweise können bestimmte Töne einen bestimmten Geschmack erzeugen, bestimmte Berührungen oder Berührungen an bestimmten Körperstellen Töne und/oder Farben erzeugen; Musik als geometrische Form gesehen werden.

Synästhesien sind aber auch für Asperger sehr typisch; vermutlich sind auch  alle Autisten Synästhetiker.

Vielleicht hilft dieser Beitrag dir, deine Zweifel an der Hochsensibilität auszuräumen!

Mehr dazu findest du in meinem Buch „Hochsensibilität ist mehr als hochsensibel sein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert