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Weihnachten ist eine der beiden Zeiten im Jahr, an denen die unterschiedlichen Erwartungen oft böse aufeinander prallen und die schlimmsten Familienkräche auslösen. (Die andere ist der Urlaub.)
Weihnachten spaltet die Gemüter. Es gibt die Weihnachtsmenschen, die schon ab Anfang November anfangen zu schmücken, zu basteln, Geschenke zu verpacken; für die die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit mit der Vorfreude auf ein liebevolles, gemütliches Fest mit lieben Menschen die schönste Zeit im Jahr ist.
Die meisten Hochsensiblen sind vermutlich froh, wenn Weihnachten wieder vorbei ist. Weihnachten ist alles zu viel: zu viel Einkaufsrummel, zu viele Erwartungen, zu viele Familientreffen. Und schlimmer noch: Weihnachten ist viel zu wenig: zu wenig Ruhe und Muße, zu wenig Zeit für sich selbst, zu wenig Rückzugsmöglichkeiten.
Besonders schwierig ist der Spagat zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen der Lieben, wenn Kinder da sind. Nicht zuletzt deshalb, weil da die Erwartungen der Grosseltern an die Enkel einerseits und die Vorfreude auf die Weihnachtsgeschenke der Grosseltern andererseits eine Rolle spielen.
Meistens sind schon neurotypische Kinder mit dem ganzen Weihnachtsrummel völlig überfordert; je jünger, desto mehr. Für hochsensible Kinder gilt das in besonderem Maße.
Wie kann man Weihnachten so gestalten, dass es für alle Beteiligten ein schönes Fest ist, an das man sich gern erinnert?
Indem man sich auf den Ursprung des Festes besinnt.
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Der Ursprung des Weihnachtsfestes
Weihnachten wurde bereits von vielen Völkern in der Antike gefeiert. Am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, wird die Wiedergeburt des Lichtes gefeiert. Unsere Weihnachtsbräuche, Haus und Hof mit immergrünen Zweigen und Lichtern zu schmücken, gehen darauf zurück. Immergrüne Pflanzen waren immer schon ein Symbol für das Leben.
Das Licht hat seit jeher die Bedeutung des Guten gehabt.
Der 25. Dezember ist der 1. Tag der 12 heiligen Nächte; der „stillen Zeit“ zwischen den Jahren – seit uralter Zeit hatten diese Tage eine besondere Bedeutung, die mit vielen Ritualen verbunden war. Die alten Römer feierten an diesem Tag das Fest des neugeborenen Sonnengottes; die Germanen feierten das Jul – Fest. Sogar der Brauch, die Kinder zu beschenken, stammt aus dieser Zeit. Die Erdgöttin Frau Holle, Herrin der Jahreszeiten und der Unterwelt, verteilte die Geschenke.
Heute feiern wir natürlich die Geburt des Christuskindes, das allerdings nach den Überlieferungen der Evangelisten nicht zur Winterzeit geboren wurde. Christus wird auch das Licht der Welt genannt, denn seine Lehre ist die reine Liebe.
Was die Kirche dann aus dieser Lehre machte, ist etwas anderes! – Die Kirche war seit ihrer Entstehung ein Erfüllungsgehilfe der Machthaber; und missbrauchte die ursprünglichen Lehren Christi, um das Volk zu kontrollieren. Sie verlegte deshalb das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember, wobei die alten heidnischen Bräuche „besetzt“ wurden; denn so bekam man gleich auch die Heiden unter Kontrolle.
Es ist vollkommen egal, ob und wie sehr du die christlichen Kirchen ablehnst; völlig egal, ob du Hindu, Jude, Moslem oder Buddhist bist:
Du kannst Weihnachten die Liebe, die universelle Liebe und das Licht feiern.
Weihnachten mit hochsensiblen Kindern
Für alle Kinder – ob hochsensibel oder nicht – ist es ganz wichtig, Teil einer Gemeinschaft zu sein; sprich so zu sein wie alle anderen. Deshalb wäre es ein ganz schlechter Gedanke, Weihnachten quasi ausfallen zu lassen; auch wenn du zu dem Zweck die Weihnachtstage in einer einsamen Berghütte verbringst. Weihnachtsgeschenke stehen für Kinder im Mittelpunkt des Festes. Selbst wenn du den Rummel ablehnst, für das Kind ist es sehr wichtig, eine materielle Sache zum Auspacken zu haben, und zwar von dir! Nicht nur von den Grosseltern.
Und die Festgestaltung?
Rede mit deinem Kind! Frage, wie es sich Weihnachten wünscht. Mit älteren Kindern und Jugendlichen kannst du über den (vorchristlichen) Hintergrund des Festes reden.
Vielleicht ist dein Kind schon in einem Alter, dass es selbst etwas schenken möchte. Überlegt gemeinsam, wie und womit man den zu Beschenkenden Liebe und Weihnachtslicht vermitteln kann.
Sprich mit den Verwandten, die einerseits die Kinder mit Geschenken überhäufen, andererseits hohe Erwartungen an gemeinsame Feiertage haben. Erkläre, dass ihr euch auf die ursprünglichen Werte besinnt: Liebe und Licht = Zuwendung und Anteilnahme, lieber Taten als Sachgeschenke; lieber Stille und Beisammensein als laute Feier und Völlerei*.
*Mir persönlich war die übliche Völlerei an allen Familienfesten von Kindheit an zuwider. Es gibt nicht nur ständig gehaltvolles Weihnachtsgebäck, sondern viel mehr Mahlzeiten als im Alltag und zu diesen Mahlzeiten mehr zu essen als sonst.
Es ist an der Zeit, neue Festtraditionen zu entwickeln! Diese Tradition, Feste durch viel und besonders reichhaltiges Essen zu feiern, stammt aus Zeiten der Hungersnöte. Man sparte für die Festzeit und konnte sich dann ausnahmsweise mal so richtig satt essen. Aber die meisten von uns haben nie gehungert; wir müssen weder „was nachholen“ noch auf Vorrat futtern, um für schlechte Zeiten Speck anzusetzen; wie unsere Vorfahren es mussten.
Weihnachten mit sensiblen Jugendlichen
Typisch für alle Pubertierenden ist, sich aufzulehnen gegen die Eltern und gegen Traditionen, um sein eigenes Ding zu finden. Alle Jugendlichen sind idealistische Weltverbesserer, nicht nur hochsensible! Deshalb ist Weihnachten mit Pubertierenden eh eine grosse Herausforderung. Viele lehnen den Konsumrausch ab und all die aufgesetzte falsche und scheinheilige Frömmigkeit. Deshalb reagieren sie zynisch oder rebellisch oder boykottieren schlimmstenfalls euer althergebrachtes Weihnachtsfest.
Gerade (hoch)sensible Jugendliche sind sehr offen für die Grundidee von Weihnachten. Wie kann man den Angehörigen seine Liebe zeigen? Wie kann man Weihnachten Liebe in die Welt bringen? Gibt es einsame Nachbarn, Obdachlose, Flüchtlinge? Auch die verlassenen Tiere im Tierheim sehnen sich nach Liebe! Es gibt so viele Möglichkeiten! Überlass den Jugendlichen die Initiative, sie werden noch viel bessere Ideen haben – und dankbar sein, dass ihnen nicht die üblichen Familienweihnachten übergestülpt werden.
Weihnachten bei mir zu Hause
Als meine Kinder klein waren, habe ich ganz bewusst neue Traditionen geschaffen. Einige behalte ich bis heute bei, obwohl die Kinder längst erwachsen sind. Dazu gehört, Weihnachten hinaus in die Natur zu gehen und Liebe und Licht und auch Futter zu den Tieren, den Pflanzen, und den Elementarwesen zu bringen. Meine Kinder haben das sehr geliebt; als sie jünger waren, sind wir mit brennenden Kerzen in den Wald gegangen. Ganz leise, um die Weihnachtsstimmung in der Natur nicht zu stören. Die Kinder haben fleissig Ausschau gehalten nach Weihnachtswichteln, denn in der heiligen Nacht zeigen die sich den Menschen bereitwilliger als sonst. – Das hältst du für Aberglaube oder esoterischen Blödsinn? Keineswegs – Zwerge und Wichtel sind ein Bild für die lebendigen Elementarkräfte in der Natur, fast alle Kinder können sie wahrnehmen und viele Erwachsene ebenso. In den nordischen Ländern lebt dieses alte Wissen noch in den vielen Liedern über die Wichtelweihnacht, die aus keinem Kindergarten wegzudenken sind.
Auch die Engel sind Weihnachten den Menschen besonders nah. Manchmal, mit etwas Glück, sieht man sogar einen Weihnachtsengel am Haus.
Weihnachtsfreude für alle – auch für Wichtel, Ratten und Fieslinge
Eine weitere wunderschöne Tradition haben wir von den Schweden übernommen: Zu Weihnachten wird der Garten mit Tannenzweigen geschmückt. Die Vögel bekommen extra gutes und reichhaltiges Futter in jeden Baum und Strauch. Heiligabend wird eine Kerze vors Haus gestellt. Dazu ein Schälchen mit gekochtem Reisbrei oder Griessbrei oder Haferbrei; das ist für die Tonttus, die im Garten ansässigen Elementarwesen. – „Ja, aber das zieht doch Ratten an“ denkst du? Ja, mag sein. Allerdings habe ich in 20 Jahren nie eine Ratte zu sehen bekommen, geschweige denn eine Rattenplage erlebt. Vor allem aber: Auch Ratten sind Tiere, von Gott geschaffen, auch sie haben ein Recht auf Weihnachten! Sie sind an diesem Abend von Herzen eingeladen, mitzuessen. Denn:
Weihnachten ist das Fest der göttlichen Liebe! Liebe unterscheidet nicht, sie liebt alle gleichermassen. Genau darin können wir uns üben; indem wir auch Menschen, mit denen wir im Alltag nicht klar kommen, die wir nicht mögen, eine liebevolle Geste erweisen und vor allem liebevoll an sie denken.
Denn jeder liebevoller Gedanke hilft dabei, die Welt ein kleines bischen zu heilen. Damit sind wir wieder beim christlichen Glauben; denn Christus wird auch Heiland genannt, das heisst der Heil-Bringende, der Heiler.
Deshalb laden wir zu Weihnachten einen einsamen Menschen ein. Gerade ältere, nicht motorisierte Menschen trifft Heiligabend die Einsamkeit besonders schmerzlich, denn es ist ja nicht nur fast alles geschlossen, sondern es fahren ab dem Nachmittag keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr.
Natürlich gibt es auch Weihnachtsplätzchen! Und besonderes Essen – aber keine zusätzlichen Mahlzeiten. Die Weihnachtstorte wird es wahrscheinlich wieder als Abendessen geben. Es gibt was besonders Leckeres für die Hunde. Und kleine Geschenke für alle.
Die Rauhnächte
Am 1. Weihnachtstag beginnen dann die 12 Rauhnächte. Auch das ist für mich seit Jahrzehnten eine wichtige Tradition, diese Zeit zu nutzen für Meditationen und Innehalten, Rückbesinnen und Vorbesinnen. Arbeiten bis zum 6. Januar, dem Dreikönigstag und letzten Tag der Weihnachtszeit, geht gar nicht!
Corona-Weihnachten 2020
Gerade erhalte ich Mitteilungen, nach denen in etlichen deutschen Bundesländern der Lockdown noch verschärft wird und so Weihnachten für Viele tatsächlich im totalen Shutdown stattfinden wird.
Unter dem Aspekt, dass man immer in allem Schlimmen das darin enthaltene kleine Gute finden soll, kommt mir sofort der Gedanke:
Das ist die Gelegenheit, Weihnachten anders zu begehen. Neue Traditionen zu kreieren. Einfache, besinnliche Weihnachten. Corona bzw. der Lockdown macht uns das tatsächlich einfach in diesem Jahr! Denn du musst niemanden vor den Kopf stossen. Dann kannst du daraus eine Familientradition entwickeln.
Ich wünsche dir von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
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2 Gedanken zu „Hochsensibel Weihnachten feiern“
Weihnachten auch den Tieren etwas Gutes zu tun, ist sicher schön, doch die Jäger jagen auch in dieser Zeit. Und als alleinstehende Frau an Weihnachten eingeladen zu werden, hat für mich auch etwas mit demütigendem Mitleid zu tun. Schließlich lebe ich das ganze Jahr über allein und komme damit auch zurecht. Außerdem will ich als Veganerin aus tierethischen Gründen nicht gute Miene zum Schlachtfest machen, und da Bäume auch eine Seele haben (Dass sie einen Herzschlag haben, wurde in einer großen Studie erforscht), finde ich auch die Weihnachtsbäume mehr als fragwürdig. Es wäre sinnvoller, statt einen Baum zu fällen, einen zu pflanzen.
In meiner Kindheit war das Wihnachtsfest ein Höhepunkt der Heuchelei, folglich neige ich nicht zu weihnachtlicher Sentimentalität
Hallo liebe Uta,
Auch ich habe mehr unschöne als schöne Erinnerungen an die Weihnachtsfeste meiner Kindheit. Genau deshalb ging es mir darum, Weihnachten anders zu feiern. Ein Fest der Liebe für alles Lebende zu feiern, hat nichts mit Sentimentalität zu tun! – Dass man es durchaus als demütigend empfinden kann, eingeladen zu werden, um dem Alleinsein zu entfliehen, ist ein wichtiger Hinweis. Wir haben nie selbst direkt jemanden angesprochen, sondern über die Vermittlung von Diakonie u.a; und zwar schon Anfang Dezember. Es gibt viele Organisationen, wo die Sorge um viele namentlich bekannte Menschen sehr gross ist über Weihnachten; jedes Jahr steigt in Deutschland zu Heiligabend die Zahl der Selbstmorde sprunghaft an. – Auch was die Weihnachtsbäume betrifft, hast du recht. Für mich ist es seit Jahrzehnte so selbstverständlich, keinen geschlagenen Baum zu kaufen. Inzwischen gibt es in den meisten Grossstädten schon Weihnachtsbaum – Verleih für alle, die nicht jährlich eine neues Tännchen im Garten pflanzen können oder wollen; oder mit einige Zweigen schmücken. – Was das Weihnachtsessen betrifft; ja – leider gehört für viele Menschen immer noch Fleisch zu einem Festessen; aber das hindert mich nicht, Weihnachten auf meine Art zu begehen und liebevoll aller Wesen zu gedenken.
Herzbewegte Grüss, Jutta