Inhalt
Vielen, vielen Menschen geht es zur Zeit nicht gut.
Schon seit vielen Jahren nicht.
Anscheinend haben wir uns mehr oder weniger daran gewöhnt, es fällt kaum noch auf.
Früher wären wir schon längst zur Psychotherapie gerannt mit diesen andauernden im Hintergrund nagenden Gefühlen der Trauer, Wut oder Sorge.
Wann früher?
Als es noch genug Psychotherapeuten gab. Als man zeitnah einen Termin bekam, innerhalb von höchstens einigen Wochen. Das ist schon lange, lange nicht mehr so, heute muss man bis zu zwei Jahren auf einen Termin warten.
Doch das muss für niemanden ein Grund zur Verzweiflung sein, denn schon längst wurde Abhilfe geschaffen.
Was früher die Psychotherapie war, bietet heute das Coaching.
Ein gutes Coaching kann einen wirklich weiterbringen, wenn es um Lebenskrisen geht und man nicht weiter weiß.
Im Coaching gibt es wie auch in der Psychotherapie gewisse Modeerscheinungen. Vor einigen Jahren war das Motto in fast jedem Coaching: „Du kannst alles erreichen, was du willst.“ Das führte so manchen, der neue Wege im Leben suchte, auf Neben- oder gar Abstellgleise. Wie viele von denjenigen, die diesem Leitsatz folgten, haben dadurch wirklich erreicht, was sie wollten?
Diese Parole wurde abgelöst durch das Märchen mit der Spiegelung. Diese Mär, die besagt, dass alle negativen Erlebnisse dir den Spiegel vorhalten, ist in den letzten Jahren sehr publik geworden. Das kann fatale Folgen haben.
Du hast Probleme mit den Nachbarn, die ihren Rasen im Vorgarten mit der Nagelschere maniküren und sich ständig beschweren, weil in deinem Vorgarten Wildblumen wachsen dürfen. Jetzt haben sie begonnen, die ganze Siedlung aufzuhetzen und Lügen über dein Privatleben zu verbreiten. Die ewigen Beschwerden und gehässigen Bemerkungen belasten dich zunehmend. Was kannst du tun, um in Frieden zu leben?
Die Beziehung zu deinem Partner wird immer schlechter. Zu Beginn war alles schöner, als du dir je hättest träumen lassen. Allmählich fing dein Partner an, dich mehr und mehr zu manipulieren und dabei immer stärker Druck auszuüben. Seit einiger Zeit verlangt er, den Kontakt zu deiner Freundesclique aufzugeben. Wenn du ihm mal widersprichst, rastet er völlig aus. Du hast Angst vor ihm bekommen und befürchtest physische Misshandlung..
Deine Kollegin mobbt dich, seit du ein Projekt bekommen hast, das sie selbst gern gehabt hätte. sie macht deine Arbeit beim Chef und anderen Kollegen schlecht. Nun hat dein Chef angefangen, deine Arbeit zu kritisieren und deine Leistung herunterzuspielen.
Das Spiegelgesetz
Und nun stell dir vor, du buchst einen Coach, der dir helfen soll, die Probleme zu lösen.
Du schilderst die Problemstellung und wirst mit solchen Aussagen konfrontiert:
„Die Ursache liegt in dir!“ – „Dein Nachbar / Partner / Kollege ist dein Seelenspiegel und hält dir deine eigenen Schwächen vor, die du nicht sehen willst!“
Stopp! Der Andere (Nachbar / Partner / Kollege ) als Werkzeug deiner Seele? Er hat also nur reagiert, DU hast dieses Verhalten in ihm ausgelöst?
Merkst du was? Das ist Täter – Opfer Umkehr par excellence!
Diese Auslegung des Spiegelgesetzes ist zutiefst toxisch narzisstisch.
Leider gibt es mittlerweile sehr viele Coaches, die genau so arbeiten. Darunter einige, die sehr angesehen sind und Coaches ausbilden.
Ähnlich missbräuchlich angewandt wird, vor allem in Beziehungskrisen, das Resonanzgesetz. Danach sind die Verhaltensweisen des Anderen nur deshalb ein Problem für dich, weil sie eine Resonanz in dir erzeugen.
Das Ergebnis ist dasselbe: Das Problem bist du; bzw. liegt in dir. Dein Partner betrügt dich ständig? Hör auf damit, ihm das vorzuwerfen, hör auf damit, das als seinen Fehler zu sehen.
Stell dir bitte kurz vor, du wirst auf der Straße überfallen und mit einem Messer angegriffen. Oder du sitzt in einem Zug, der verunglückt; es gibt viele Tote, du wirst schwer verletzt. Oder du wirst Opfer einer Vergewaltigung.
Und nun wende bitte auf jede dieser Vorstellungen das Spiegel- oder das Resonanzgesetz an. – De facto würde das wohl niemand tun, obwohl es folgerichtig wäre.
Ein Missverständnis
Du kennst die Redewendung: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Das funktioniert tatsächlich!
Du lächelst den Mensch an der Supermarktkasse an und bedankst dich, er lächelt zurück.
Das ist Spiegelung!
Deine Bekannte erzählt begeistert, demnächst ist Stadtfest und ob ihr nicht gemeinsam hingehen wollt. Du hasst solche Events, nichts regt sich in dir – da ist keine Resonanz. Aber als du hörst, dass einee andere Bekannte eine Gruppe zum Trainieren der Hellsinne gründet, wird dein Herz vor Freude ganz weit – ganz starke Resonanz!
Natürlich kannst und sollst du deinen Geist in eine bestimmte Richtung lenken, um geistige Resonanz zu erzeugen. Sei dankbar für das Gute in deinem Leben. Freu dich über das Schöne, das dir begegnet.
Das bewahrt dich jedoch nicht vor schlimmen Erfahrungen mit Mitmenschen.
Denn was die Spiegelcoaches nicht berücksichtigen:
Dein Seelenplan
Als du dich auf diese Inkarnation vorbereitet hast, hast du dir bestimmte Aufgaben vorgenommen.
Deine Erfahrung kann ein Stolperstein auf deinem Seelenweg sein; ein Hindernis, an dem du wachsen sollst.
Ein schlimmes Erlebnis kann eine Erinnerung sein, dich auf deine eigentliche Aufgabe zu besinnnen; dich darauf aufmerksam zu machen, dass du falsch abgebogen bist auf deinem Weg.
Eine Krise kann karmisch bedingt sein; etwas, was die Folge von Geschehen vergangener Inkarnationen ist.
Es gibt viele Möglichkeiten für die Ursache. Nicht immer ist Ursachenforschung sinnvoll.
Ziel ist, dass du gestärkt aus dem Erlebten hervorgehst und deinen Weg (wieder)findest.
Dazu gehört auch, deine Schwächen anzuschauen, zu akzeptieren.
Durch ein gutes Coaching lernst du, deine Stärken zu sehen und dich selbst mehr zu lieben.
Nachtrag:
Soeben wird mir bewusst, dass das Spiegelcoaching eine Fortsetzung der Unterdrückung der katholischen Kirche mit anderen Mitteln ist. Der Mensch als Sünder…
Es ist allerhöchste Zeit zu erkennen, gerade weil wir nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, wer wir unserem tiefsten Wesen nach sind. Es ist allerhöchste Zeit, die Glaubenssätze, mit denen wir jahrhundertelang unterdrückt wurden, aufzulösen.
lies auch die Beiträge zu Narzissmus
