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Wie viele wunderbare Eigenschaften fallen dir ein, die deine Hochsensibilität mit sich bringt?
Hier eine kleine Auswahl:
grosse Empathie
vernetztes Denken
sehr grosses Gespür für Tiere und Pflanzen
die Gründlichkeit, Dinge zu bearbeiten
Oder – findest du in erster Linie Nachteile durch die Hochsensibilität?
Wie zum Beispiel:
schnelle Reizüberflutung
zu viele Wahrnehmungen
grosses Ruhebedürfnis
Empfindlichkeit gegen bestimmte Medikamente o.ä.
Das ist auch in Ordnung! Denn genau genommen spielt es gar keine Rolle, ob dir zuerst Stärken einfallen, oder ob dir als erstes Schwächen in den Sinn kommen! Denn:
Deine grössten Schwächen sind deine grössten Stärken
Die Schwächen sind nur die andere Seite der Stärken.
Das heisst: Es liegt lediglich an der Sichtweise, ob du eine Eigenschaft als Schwachstelle oder als besondere Stärke empfindest.
Zum Beispiel: die schnelle Reizüberflutung
Die Reizüberflutung ist die Hauptursache für das grosse Ruhe- und Rückzugsbedürfnis hochsensibler Menschen. Aber ihr verdanken wir, dass wir sehr schnell sehr viel mehr Informationen erhalten als neurotypische Menschen und eine Situation sofort erfassen.
Zum Beispiel: die vertiefte Wahrnehmung
Ein Hauptmerkmal der Hochsensibilität ist die vertiefte Wahrnehmung. Genau genommen handelt es sich dabei um ein Bündel an Eigenschaften.
Die beiden Seiten der hochsensiblen Wahrnehmung sind auf der positiven Seite das feine Gespür, auf der negativen Seite die Überforderung.
Weiter verdanken wir der hochsensiblen Wahrnehmung unsere starke Empathie, unser tiefes Mitgefühl für andere Wesen.
Zum Beispiel: Empfindlichkeit für bestimmte Stoffe (Kaffee, Medikamente etc.)
Ist das wirklich ein Nachteil? Oder doch eher eine Stärke? Ich empfinde es durchaus positiv, dass mein Körper mich warnt vor Stoffen, die mir zumindest langfristig schaden!
Jedenfalls sind die größten Schwächen immer auch die größten Stärken, und das gilt für alle Lebensbereiche. Allerdings:
Jede Stärke ist kann zur Schwäche werden
Für Menschen in pädagogischen und sozialen Berufen ist die Fähigkeit, sich tief mit anderen Menschen zu verbinden, eine Stärke und ein Segen bei der Arbeit mit den Betreuten. Die Schwäche ist das Nicht-loslassen-können, die Schwierigkeit, Abschied zu nehmen.
Nimm das Ganze wahr
Die positiven und die negativen Seiten gehören immer zusammen. Immer! –
Wenn man unter einer Wahrnehmung leidet, nimmt man unweigerlich nur einen Teil der Wirklichkeit wahr. Denn wenn man etwas negativ betrachtet, zieht man sich innerlich zusammen, dadurch wird das Erleben eingeschränkt. Wenn ich eine hässliche Szene anschauen muss, schließe ich mich innerlich ab mit der Folge, dass mir ganz viele Details entgehen, möglicherweise sogar die wesentlichen, die mich das gesamte Geschehen verstehen lassen würden.
Der Geschmack der Apfelsine
Ein Kind bekommt zum ersten Mal in seinem Leben eine Apfelsine. Es kann damit nichts anfangen. Ist das ein Spielzeug? Was macht man damit? Ratlos rollt das Kind die Frucht in den Händen. “Das ist eine köstliche Frucht”’, sagt der Erwachsene; “aber du musst die Schale entfernen, um an das Fruchtfleisch zu geraten.” Das Kind entfernt die äußere Schale und freut sich auf die saftige Frucht. Es beisst in die Apfelsine – und spuckt angewidert aus. Denn das Fruchtfleisch ist noch umgeben von der dicken, bitteren weißen Haut. „Pfui“, sagt das Kind, das schmeckt ekelhaft.“
So ist es mit jeder Wahrnehmung, mit jeder Eigenschaft: Wenn du nur negative Seiten findest, bist du noch nicht bis zum Kern vorgedrungen.
Richte den Fokus auf die positive Seite
Konzentriere dich auf deine Stärken! Wenn du unter einer scheinbar negativen Eigenschaft leidest, suche die andere Seite dieses Wesensmerkmals und fokussiere dich darauf. Statt mit deinem Schicksal als Hochsensibler zu hadern, weil du dich nach dem Einkaufsbummel dringend eine Weile zurückziehen musst, statt mit Freunden ins Kino zu gehen, geniesse die Ruhepause. Denn dann kannst du alles gründlich verarbeiten und gewinnst dadurch neue Erkenntnisse. Konzentrierst du dich stattdessen auf die Frustration, verstärkt die sich. Bist du dagegen dankbar, in Ruhe auf dem Sofa nachdenken zu können, verfestigt sich die dankbare Haltung.
Alles, worauf man sich konzentriert, wird mehr und verstärkt. Die Energie folgt unabänderlich der Aufmerksamkeit! Das ist ein psychologisches Gesetz, das mittlerweile auch in der Psychotherapie angewendet wird. Statt alte Traumata in jahrelanger Arbeit aufzuarbeiten, konzentriert man sich auf seine inneren Stärken und verstärkt diese dadurch. Allein dadurch werden Traumafolgen oft zumindest erträglich.
Damit hast du den Schlüssel, mit vorgeblichen Schwächen und belastenden Wahrnehmungen umzugehen.
Mehr zu dem Thema findest du in meinem Buch: