Wie geht es dir?

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Jutta AdministratorKeymaster
Mein Name ist Jutta Jorzik-Oels, als Berater und Coach bin ich spezialisiert auf Hochsensibilität. Ich helfe hochsensiblen Menschen in Krisensituationen.

Geht es dir auch so, dass du auf Fragen, die im Grunde genommen ganz simpel sind, häufig ewig nach Antworten suchen musst?

Schmeckt’s? – Jahaa…. Im Restaurant antworte ich gewöhnlich kurz, knapp und bündig mit „Danke!“, wenn das Essen halbwegs ok ist. Bin ich bei Freunden, und es ist gut, sag ich selbstverständlich „Super!“- Schwieriger wird es, wenn ich irgendwo unterwegs was esse, und ein anwesender Freund fragt. Da kann die Antwort schon mal länger ausfallen. Schmeckt es mir eigentlich? Hm. Bischen zu wenig Salz… aber frische Zutaten……….

 

Die schwierigste Frage, die man mir stellen kann, ist allerdings:

Wie geht es dir?

Nein, ich muss nicht überlegen, wie es mir geht.

Ich weiss fast immer sehr genau, wie ich mich fühle.

 

Aber wenn mir jemand diese Frage stellt, frage ich mich:

Was will dieser Mensch wissen? 

hochsensibel-gefuehl

 Vorgestern traf ich auf einer Veranstaltung eine Bekannte. Niemand, der mir besonders nahe steht. Wir kennen uns seit Jahren, treffen ab und an aufeinander bei verschiedenen Gelegenheiten. Im Laufe der Jahre erfährt man  so doch einiges aus dem Leben des anderen.

 

Sie, ein ernster Mensch, macht nie Smalltalk, fragte mich also:

„Wie geht es dir?“

„……………….“  Ich überlegte rasend schnell, wonach fragt sie, was antworte ich?

In dem Fall entschied ich mich für die längere Variante. Da ich zu dem Schluss kam, dass sie ernsthaft interessiert daran war, zu erfahren, wie es mir geht. Also antwortete ich mit einer Zusammenfassung von wichtigen Begebenheiten  der vergangenen Monate, die zusammen auf mein Befinden wirken.

Diese längere Antwortvariante fiel an jenem Tag dennoch relativ kurz aus, denn mir geht es zur Zeit insgesamt gut. Heisst, ich bin zufrieden mit meinem Leben; aber auch gesundheitlich geht es mir gut.  Und ausserdem war auch meine Tagesverfassung sehr gut.

 

Verstehst du? – Es gibt ja durchaus so Tage, an denen man entweder nicht genug Schlaf bekommen hat und deshalb nicht fit ist. Oder  man hat nichts geschafft, weil pausenlos das Telefon klingelte, oder man sich um Handwerker kümmern musste, oder… Dann geht es mir heute, aktuell, gerade jetzt, nicht so gut – aber im grossen Ganzen gesehen geht es mir sehr gut….

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 So fällt die Antwort auf die eine, kleine, einfache Frage „Wie geht es dir“  am selben Tag , zehn mal gestellt, zehn mal anders aus – abhängig vom Fragesteller, aber auch von der  Situation.

Denn wenn ich einen mir sehr nahestehenden Menschen beim Überqueren einer Strasse treffe, kann ich natürlicherweise keine ausführliche Antwort geben. Da ist die längere Variante dann diese:

Das ist eine längere Geschichte

Und dann gibt es natürlich die Frage nach dem werten Befinden als reine Höflichkeitsfloskel. Stellt man mir die Frage in diesem Zusammenhang, frage ich meist zurück:

 

Willst du das wirklich wissen?

Wenn ich einen richtig schlechten Tag habe, antworte ich kurz und bündig mit „Schlecht!“  -Und füge auf die betroffenen, hilflosen Blicke bösartig hinzu:

Frag halt nicht, wenn du keine ehrliche Antwort willst!

Und – ja, ich gestehe es – es kommt vor, dass ich mich dann richtig ergötze an der Verlegenheit meines Gegenübers. Geschieht ihm ganz recht! Das hat er nun von diesen unaufrichtigen Floskeln! (Hat eigentlich irgendjemand behauptet, HSM seien IMMER liebevoll??)

 

 

Dazwischen gibt es aber noch viele Variationen.

Stellt mir beispielsweise ein früherer Kollege, mit dem ich etwas näher bekannt war, die schlimme Frage, muss ich  nicht nur entscheiden, gebe ich Auskunft über die ganz aktuelle Lage oder über die im grossenund  ganzen;  sondern auch und vor allem: Interessiert ihn mein ganzes Leben, wie z. B. Auszug des jüngsten Kindes; oder doch eher nur meine berufliche Entwicklung nach dem Ausscheiden beim Ex-Arbeitgeber?

Oder die Frau, die ich ziemlich regelmässig im Hundeauslauf treffe. So regelmässig, dass wir schon viele private Gespräche geführt haben. – Was will sie für eine Antwort? Fragt sie mich jetzt danach, wie die Geschichte mit der Renovierung weiterging? (Erinnert sie sich überhaupt noch daran?) – Oder will sie mit „Wie geht es dir?“ nur wissen, was und ob es für Fortschritte mit meinem nicht ganz einfachen Hund aus dem Tierschutz gibt?  Fragen über Fragen – und alles aus dieser scheinbar so harmlosen, einfachen Frage, wie geht es dir!

Vorsicht!

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Wenn du mir begegnest, frage mich also lieber was anderes, was mir weniger Kopfzerbrechen bereitet. -Vielleicht was, auf das ich eine einfache Antwort geben kann!

Vorschläge: Hast du gute Laune?  – Freust du dich, dass es bald Weihnachten ist?  – Geht’s deiner Tochter gut? – feierst du Weihnachten mit deiner Familie?

Kleiner Tipp: Einfache Fragen sind die, auf die man mit Ja, Nein oder Manchmal bzw. Vielleicht antworten kann.

 

Übrigens: Ich mag keine reinen Höflichkeitsfloskeln.  Auch bringe ich Menschen nur sehr ungern in Verlegenheit. (Ausnahme: Sie fragen….. siehe oben!)

 

Und aus dem Grund stelle ich diese komplizierteFrage „ Wie geht es dir“ anderen Menschen nur äusserst selten!

 

Soeben kommt mir der Gedanke, dass man mir das als mangelndes Interesse am anderen, sogar als fehlende Empathie auslegen könnte. Dabei ist das genau Gegenteil der Fall.

Ein typisches Missverständnis im Leben von Hochsensiblen.

Literaturempfehlung:

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